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Willkommen im Internet, wo jeder ein Profi-Spieleentwickler ist

Erstellt am event Uhr von account_circle Boehrsi in label Gameing
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Im Internet sind bekanntlich alle Fachleute, mit fundierten Informationen und objektiven Meinungen. Zum Beispiel im Twitch Chat oder auf anderen gängigen Plattformen hat entsprechend jeder eine Meinung, die natürlich extrem relevant ist, meinen zumindest die Ersteller. Generell versuche ich mich aus wertenden Diskussionen in diesem Kontext raus zuhalten, denn am Ende hat dergleichen ohnehin meist einen sehr geringen Mehrwert. Doch manchmal mache ich den Fehler und verfolge eine Konversation, so geschehen an den Ostertagen und das ist auch der Grund warum ich mal wieder meine Fail Kategorie befüllen muss.

Kontext ist dieses Mal ein Spiel, bzw. die Demo eines Spiels, welche in einem Twitch Stream angespielt und dann vom Chat entsprechend kommentiert wurde. Road to Vostok open_in_new ist ein Spiel welches quasi im Alleingang von einer Person entwickelt wird und nachdem Unity die spannende Idee hatte ihr Monetarisierungsmodell zu ändern, wurde das gesamte Spiel über die letzten Monate in die Godot Engine portiert. Der Prozess wird umfangreich auf Twitter / X open_in_new und auf Youtube open_in_new begleitet, was für mich als Möchtegern-Spieleentwickler natürlich sehr spannend ist, vor allem da ich auch die Godot Engine nutze.

Road to Vostok ist derzeit als Demo verfügbar, die grundlegende Funktionen vorstellt, einen Einblick in die Spielwelt und die Mechaniken erlaubt und generell mehr einen technische als einen inhaltlichen Fokus bietet. Da das Spiel auf den ersten Blick dem bekannten Multiplayer Titel Escape from Tarkov ähnelt wurde natürlich viel damit verglichen, obwohl das Spiel abseits des Settings und der grundlegenden Loot-Mechanik eher wenig damit zu tun hat. Allem voran da es ein reines Single Player Spiel ist, welches durchaus andere Ansätze verfolgt und abseits davon noch in einem eher frühen Entwicklungsstadium ist. Trotz dessen wird abwertend von einem Klon gesprochen und bemängelt dass das Spiel, welches aktuell bekanntlich nur eine Demo ist, grafisch und inhaltlich nichts eigenständiges oder besonderes bietet.
Zusätzlich kommen die “Fachleute” dann noch mit ganz besonderen Perlen um die Ecke, wie z.B. das der Entwickler ja lieber einen Multiplayer Titel entwickeln sollte, da dies ja einfacher sei. Auch das hier nur ein Entwickler quasi alleine am Werk ist, ist laut Chat nichts besonders mehr, denn das haben ja schon andere gemacht und dann ist man natürlich noch schnell mit Behauptungen, dass die Solo Entwickler ohnehin nur alles in irgendwelchen Asset-Stores zusammen kaufen.

Die Liste der Behauptungen, die meist weder belegt noch richtig sind, die vermutlich zu 95 Prozent von Leuten kommen die keinerlei Ahnung von der Spieleentwicklung und der damit verbundenen Komplexität haben, könnte man noch lange weiterführen. Denn sobald man drei Shooter gespielt hat und vielleicht sogar mal ein Grafikbearbeitungstool geöffnet hatte, ist man ja ein Gelehrter des Gaming.
Dabei ist mein Problem gar nicht Meinungen zu äußern, mein Problem ist die Selbstverständlichkeit mit der im Internet alles nach Lust und Laune schlecht gemacht wird. Ich kenne das ja selber aus tiefgründigen App Bewertungen aus dem Play Store. Der Großteil der Leute hat vermutlich keine wirkliche Ahnung, wirft aber mit Halb- oder Unwahrheiten um sich und verunglimpft mitunter vielleicht auch unwissentlich Jahre an harter Arbeit und das mit einer Selbstverständlichkeit die mir die Haare zu Berge stehen lässt.

Obwohl ich in diesem Fall gar nicht selbst direkt betroffen bin, macht mich diese Situation ernsthaft sauer, denn so etwas negiert quasi jegliche Motivation selber etwas zu erschaffen. Man hat das Ziel etwas unterhaltsames zu entwickeln, etwas woran Leute Spaß haben, was tatsächlich extrem schwer ist und statt dem Ganzen eine Chance zu geben, gibt es viele Leute die mehr Spaß dran haben alles zu zerreißen was man sieht. Das hält mich persönlich nicht auf, zeigt mir aber das ich falls ich mein Spiel jemals fertig bekomme, vorher noch ein dickeres Fell brauche. Denn sonst wird aus meinem Ausflug in die Welt der Spieleentwicklung eher Frust als Freude. Alles in allem würde ich mir wünschen das die Leute vielleicht drei Minuten Zeit investieren, um zu verstehen was sie gerade sehen, in welchem Zustand es sich befindet und dann zu überlegen ob man an einem Spiel eine Freude haben könnte. Wenn ein Spiel dann nichts für einen ist kann man dies natürlich kommunizieren, aber vielleicht ohne direkt alles daran als billige Kopie zu bezeichnen und mit falschen Behauptungen das Spiel vielleicht auch für andere zu verunglimpfen.

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